Auch wenn die „alten Hasen“ mittlerweile die Strecke und den Ablauf der beiden Tage kennen, ist es jedes Mal wieder anders.
Die erste Neuerung auf meiner 10. Fahrt war die Begleitung: für Anett war es die erste Reise in unserem verrückten Unterfangen.
Obwohl wir uns „vom Sehen“ aus der weiteren Nachbarschaft kannten, ist es nicht normal, sich freiwillig über 25 Stunden an 2 Tagen zusammen in einen Bus zu setzen und zu hoffen, dass man miteinander auskommt und genug Themen für die Unterhaltung hat 🙄. Um es vorweg zu nehmen: es hat sehr gut funktioniert!
Die Fahrt nach Warschau verlief routiniert (nur 2 Stunden Stau und dieses Mal auch ohne Schweinelaster aus der Windrichtung) und auch das Ausladen vor Ort ging fix.
Dann hörten wir, dass eine unserer Gäste des nächsten Tages erst gegen 21:00 Uhr auf dem Busbahnhof ankommt und zudem noch viel Gepäck dabei hat. Statt ins Hotel zu fahren, haben wir uns auf dem Busbahnhof verabredet, um das Gepäck schon mal in den Bus zu packen.
Dimitri und Vitalia (die Organisatoren in Warschau) machten sich sofort daran, einen Teil unserer gerade gelieferten Pakete zu nummerieren und mit Adressen zu bekleben, sowie eine Liste der Pakete zu erstellen.
Wir wussten zwar schon, dass der Zug, mit dem die Spenden nach Kiew und Charkiw gebracht wurden, seit dem 01.05. nicht mehr zur Verfügung steht (er wird für Rückkehrer in die Ukraine gebraucht), doch haben wie nie darüber gesprochen, wie der Transport nun läuft.
Als wir die Pakete danach im Auto zum Busbahnhof mitnahmen und dann zu Fuß ca. 250 m zum Bus schleppten, haben wir mitbekommen, welche Arbeit noch vor Ort gemacht werden muss.
Alle Pakete werden einzeln in den Gepäckraum der Reisebusse gepackt und dann in Kiew wieder mit Hilfe der Liste raussortiert. Ein unglaublicher Aufwand für alle Beteiligten.
Zum Glück ging alles gut und wir konnten Olha mit ihrem Gepäck und 2 Stunden Verspätung aufsammeln und sie dann bei ihrer Schlafgelegenheit in Warschau abgeben. Gegen 0:30 Uhr checkten wir todmüde aber zufrieden in unserem Hotel ein.
Am nächsten Tag bekamen wir noch eine Mutter und ihren Sohn für die Rückfahrt dazu.
Weil diese mit dem Zug nach Kaiserslautern wollten, versuchten wir auf der Rückfahrt ein Ticket zu organisieren. Dies war wieder eine ganz neue Erfahrung! Um es kurz zu machen: Die Bahn wirbt auf ihrer Seite, in der App und auf der Ansage der telefonischen Hotline (sogar in 5 Sprachen) mit dem „Help Ukraine Ticket“. Leider steht nirgendwo, wie man es ohne E-Token, Onlinebuchung, etc. bekommt.
Erst über etliche Umwege habe ich eine Person ans Telefon bekommen, die mir dann sagte, dass es dieses Ticket seit dem 1. Juni doch gar nicht mehr gibt. Willkommen in Deutschland! Grrrrrrrr ...
In Berlin konnten wir für die beiden dann am Hauptbahnhof Tickets organisieren und mit Hilfe der sehr engagierten Freiwilligen vor Ort gewährleisten, dass sie in den richtigen Zug kommen.
So ging eine weitere Fahrt mit nur einem Blitzerfoto und vielen neuen Eindrücken und dem Gefühl zu Ende, drei ukrainischen Menschen ein bisschen Zuversicht für ihre ungewisse Zukunft gegeben zu haben.
P.S.: Am Samstag um 23:59 Uhr bekam ich von dem Gastvater der beiden Geflüchteten auf meine Bitte, die beiden zu grüßen, die Antwort: „Mach ich morgen. Die beiden sind k.o. und haben sich zurückgezogen. Jana hat vor Freude geweint ...“
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