In vielerlei Hinsicht war unser „Betriebsausflug“ im Juli 2023 nach Warschau eine für die 21 Teilnehmer unvergessliche Reise.
Am 21. Juli machten sich insgesamt fünf mehr oder weniger voll besetzte Pkw auf den Weg gen Osten, an Bord eines jeden zudem Hilfsgüter, die an diesem Wochenende nicht von dem ein wenig schwächelnden Kältebus transportiert werden konnten.
Ziel war es zum einen für die Fahrerinnen und Fahrer der 67 vorangegangenen Hilfsgüter-transporte, nun auch einmal einen anderen Eindruck von Warschau zu bekommen als nur das Lager und den Weg zum Hotel.
Zum anderen sollte den vielen weiteren Helferinnen und Helfer unseres Vereins mit diesem Trip die Möglichkeit gegeben werden, sich selbst ein Bild von der langen Autobahnfahrt (inklusive routinemäßigem Passieren der Oder als Landesgrenze und „Bunter Brücke“ ca. 190 km vor Warschau) und den Gegebenheiten vor Ort zu machen, sowie gemeinsam die kulturell durchaus sehr interessante polnische Hauptstadt zu erkunden.
Dabei geriet auf der Hinfahrt die Demonstration der 850 km-Strecke durch viele kleinere Staus für alle etwas zu intensiv.
Nach ca. 11 Stunden endlich im Lager vor den Toren Warschaus angekommen wurden wir sehr warmherzig von Dima in Empfang genommen, der zu unserer großen Freude einige offizielle Danksagungen sowie eindrucksvoll bedrückende Präsente übergab.
Nach diesem intensiven Austausch ging es dann in einer Wagen-Kolonne weiter zum Hotel, um nach kurzem Check-in noch die Chance zu haben, irgendwo etwas Essbares aufzutreiben. Dies gelang kurz vor Toresschluss in einem nahegelegenen Einkaufszentrum in abgespannter aber sehr harmonischer Stimmung.
Über Nacht leitete Katharina per WhatsApp noch die Nachricht von Dimitri in die Gruppe, in der er sich noch einmal rührend für unser Engagement bedankte und betonte, dass wir die Einzigen wären, die an ihrer Seite geblieben seien!
Diese Nachricht hat uns alle doch sehr betroffen gemacht - aber gleichsam bestärkt, in unseren Unterstützungsmaßnahmen nicht nachzulassen.
Frisch gestärkt am Samstagmorgen hatten wir im Hotel zunächst Besuch von Robert, zu dem der Kontakt vor vielen Monaten durch das Flüchtlingscenter auf dem Expo-Gelände entstanden war. Er erzählte sehr eindrucksvoll von der Arbeit seiner Organisation, die sowohl in Warschau als aber auch in der Ukraine eine Infrastruktur zur Unterrichtung von Kindern schafft, die zwar im schulfähigen Alter sind, aber zum Teil noch nie eine Schule besuchen konnten. Die von uns an Robert übergebenen Mal-Utensilien (Acrylfarbe, Staffelleien) sind wichtig zur Traumabewältigung und Freizeitgestaltung und sorgten deshalb für große Freude bei dem jungen, sehr engagierten und sympathischen „Aktivisten“.
Schnell noch ein Gruppenfoto gemacht und dann ging es auch schon per Bus und Bahn auf Entdeckungstour in die City von Warschau.
Martin hatte sich dankenswerterweise als ortskundiger Touristenführer zur Verfügung gestellt und leitete uns mit launigen Informationen zu den zahlreichen historisch bedeutsamen „Hotspots“.
Vom 30. Stockwerk des Kulturpalastes hatten wir einen tollen Blick in alle Richtungen der Stadt.
Besonders beeindruckend war der Besuch des Ortes, an dem der damalige Bundeskanzler Willy Brandt im Jahr 1970 auf die Knie ging: vor dem Mahnmal zum Gedenken an den jüdischen Ghetto-Aufstand von 1943.
Aber auch das monumentale Denkmal zum Warschauer Aufstand der Stadt gegen die deutschen Besatzer im Jahr 1944 war bedrückend und spektakulär zugleich.
Weitaus fröhlicher war das Treiben auf dem sehr belebten Schlossplatz sowie dem Marktplatz, der zu diesem Zeitpunkt die Kulisse für ein stark besuchtes Jazzfestival bildete.
Es folgte ein Mittagessen inmitten der Altstadt, die nach dem Krieg zu 90 Prozent zerstört war, anschließend überquerten wir die Weichsel für eine Stippvisite im Stadtteil Praga.
Den Tag rundete für einen Großteil der Gruppe nach Einbruch der Dunkelheit der Besuch der „Wasserspiele mit Lasershow und Musik“ ab.
Erschöpft von knapp zwanzig Kilometern Fußmarsch erreichten wir auch an diesem Abend das Hotel per Bus und Straßenbahn (herzlichen Dank an dieser Stelle an Titus für die minutiöse Planung) erst spät.
Am Sonntagmorgen kamen als neuerliches Highlight noch einmal Dimitri und seine Freundin Vitaliya zu uns ins Hotel und es war Gelegenheit zu weiterem Austausch. Dabei erfuhren wir von Vitaliya unter anderem auch, dass sie monatlich nach Lwiw (Lemberg) reist und dort in Krankenhäusern mit verwundeten Soldaten und Zivilisten spricht. Ihr war die Bedrückung durch die traumatischen Erlebnisse anzusehen und unsere Bewunderung für die anhaltende Arbeit dieser beiden jungen Ukrainer könnte gar nicht größer sein!
Nach dem gemeinsamen Frühstück und herzlichen Verabschiedungen machten wir uns allesamt auf einen glücklicherweise stau- und unfallfreien Rückweg nach Hamburg.
Insgesamt hatten wir ein sehr anstrengendes aber eben auch enorm erfüllendes und harmonisches (langes) Wochenende in der polnischen Hauptstadt, die durchaus sehenswert ist. Am meisten aber wird uns allen sicher der Austausch mit unseren Ansprechpartnern vor Ort in Erinnerung bleiben, der unsere Motivation, in unserer Unterstützung für die Menschen in der Ukraine nicht nachzulassen, gestärkt hat!
Wir konnten uns überzeugen, dass die Hilfe ankommt und mehr den je notwendig ist!
Also weiter geht‘s …
Nicht schnacken - Machen!
P.S.: Es ist hoffentlich unnötig zu erwähnen, dass alle Ausgaben dieser Reise von den Teilnehmern persönlich getragen wurden und natürlich keine Spendengelder von uns verbraucht wurden!
Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
Kirsten und Volker
"Danke an alle, die diese Tour organisiert und begleitet haben. Die Tour war wichtig zur Eigenmotivation, aber auch um den Zusammenhalt und Austausch zwischen Helfern zu stärken.
Besonders beeindruckend war für uns die jungen Menschen zu treffen, die die humanitären Hilfen in und für die Ukraine koordinieren. Diese jungen Menschen – im Alter unserer Kinder oder sogar jünger – haben uns besonders beeindruckt. Sie organisieren nicht nur die Hilfen von Polen aus, sondern auch direkt in der Ukraine, indem sie beispielsweise in die Krankenhäuser fahren, um verwundete Menschen zu unterstützen. Diese jungen Menschen müssen so viel Leid sehen und ertragen. Es ist Antrieb und Motivation für uns, diesen jungen Menschen auf ihrem Weg für Menschlichkeit und Fürsorge gegen russischen Hass und Gewalt zu helfen. Es macht uns einerseits zuversichtlich, aber andererseits auch unendlich traurig."
Hubert
"Trotz versammelter über 1.000 Jahre Lebenserfahrung hat diese Reise jeden von uns in den Bann gezogen. Getragen werden wir von der Entschlossenheit, dass das imperialistische menschenverachtende Handeln nicht durchgehen darf und wir mit unseren Möglichkeiten weiter zu Hilfe kommen müssen. Wir fühlen uns bestärkt von den Begegnungen mit Dimar, Vitalia und Robert, die sehr konkret die Unterstützung dahin bringen, wo sie dringend gebraucht wird. Es gibt vermutlich kaum eine andere Stadt, in der es deutlicher zu spüren ist, wenn die Menschheit auf Abwege gerät. Aber auch beeindruckend, welche Kraft möglich ist, dann wieder auf die Beine zu kommen. Das gibt uns Hoffnung für ein gutes Ende."
Monika
"Am meisten berührt hat mich die Übergabe der bemalten Patronenhülse eines Soldaten von Bachmut von Dima an Katharina. Für mich entstand dadurch eine ambivalente, emotionale Situation: Entsetzen und Fazinstion gleichermaßen."
Martin
"Warschau ist immer eine Fahrt wert. Bewegend, unsere Partner persönlich zu treffen. So junge, engagierte Menschen! Die Stimmung war sehr gut, danke am Hubert und Katharina nicht nur für für diese Arbeit"
Alexandra
"Trotz der langen Fahrzeit (ein dickes Dankeschön an unsere super Chauffeure 👍) hat sich dieser gemeinsame Ausflug wirklich gelohnt und wird sicher lange in Erinnerung bleiben.
Es war sehr bewegend, die Menschen (Dimar, Robert? und Votalia?) am anderen Ende der Hilfe-Kette in Warschau persönlich kennen zu lernen und etwas mehr über deren Arbeit, Motivation und Ziele zu erfahren.
Am Samstag haben wir einige Warschauer Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte kennen gelernt (danke dafür an Matthias!) und dazu abends auch noch das Event der Warschauer Wasserlichtspiele genießen dürfen. Das Wochenende war zudem wirklich eine einzigartige Gelegenheit, mit vielen fleißigen HelferInnen tatsächlich mal etwas mehr zu „schnacken“ (als üblicherweise in Hamburg eher zu „machen“ als zu „schnacken“) und sich gegenseitig etwas besser - oder überhaupt - kennenlernen zu können, gemeinsam etwas zu erleben, zu lachen und Erfahrungen auszutauschen. So viele unterschiedliche Menschen/Charaktere, alle mit dem gleichen gemeinsamen Ziel. Das war toll und schweißt uns sicherlich noch mehr zusammen. Danke euch allen!!!
(Am meisten bewegt - unabhängig von unserem schönen Wochenendausflug - hat mich persönlich allerdings tatsächlich die am Samstag früh um 0:36 Uhr von Katharina weitergeleitete Nachricht von Dimitri.)
Dieses Wochenende mit vielen tollen Menschen, die persönlichen Kontakte vor Ort und insbesondere die Nachricht von Dimitri motivieren unbedingt zum Weitermachen: „Nicht schnacken - machen“!!!"
Rainer
"Trotz des ernsten, und immer wieder allgegenwärtigem, Hintergrundes dieser Reise stand die gut gelaunte Gruppe im Vordergrund. Genau so wichtig dann die immer mal wieder bedrückenden Momente in Warschau die uns unsere eigene Geschichte nahebrachten.
Insgesamt war es eine ganz tolle 60 Stunden Tour, vom Start an der Kirche über Black friday auf Autobahn , Lager mit Dima, Ausklang mit Barbies im Center, WarschauWalk mit Martin, lauem Abend an der Weichsel oder im Bus, Frühstück in großer Runde, lockerer Heimfahrt und und und UND ....
Und das Alles mit Freunden.
Freunden denen die Sache ganz wichtig ist .
DANKE"
Katharina
"Mit Freunden bei Freunden, ein bewegendes, emotionales , fröhliches und nachdenkliches Wochenende liegt hinter uns."
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