top of page

Die 72. Tour (16. und 17. September 2023)

katharinamrk

Für die 72. Tour machten sich 5 Personen und 3 Transporter auf den Weg. Der Bus vom Cafée mit Herz wurde von Katharina und Hubert gefahren, einer der Sprinter von Frank und der zweite Sprinter von Lui und Carola.


Die Tour wird unter dem Schlagwort „Ölstand“ in die Vereinsgeschichte eingehen... doch dazu später.










Am Samstag, Punkt 7 Uhr starteten Lui und Carola von Bergedorf aus, wo sie den Sprinter bereits am Freitag nach dem abendlichen Bepacken in Ahrensburg hingefahren hatten, um morgens sofort startklar zu sein. Gegen 7.30 Uhr trafen sie sich verabredungsgemäß an der Raststätte „Hahnenkoppel“ auf der A 24 mit Katharina, Hubert und Frank, um sich von dort aus gemeinsam auf den Weg zu begeben.

Geladen hatten die drei Transporter diesmal vor allem Schulmobiliar (für 2 komplette Klassenzimmer!) sowie weitere Schul- und Unterrichtsmaterialien, jede Menge Rollstühle und Rollatoren, ein Pflegebett, eine große Wickelkommode und viele sonstige Pflege- und Medizinartikel, unter anderem eine unfassbare Menge an Spritzen.


Das geplante „Fahren auf Sichtweite“ wurde von Beginn an etwas erschwert, da der Leih-Sprinter von Lui und Carola, den Volker dankenswerter Weise am Tag zuvor besorgt hatte, nach seinen Angaben nur im Bereich von 100 – 110 km/h gefahren werden sollte. Das nicht sehr vertrauenswürdige Aussehen des Fahrzeugs bewog die Fahrerinnen, diese Vorgabe zunächst lieber ziemlich genau einzuhalten. Die „Sichtweite“ zu den beiden anderen Fahrzeugen ging daher ziemlich schnell verloren und bald war klar, dass das „Team Bergedorf“ langsam aber sicher abgehängt wurde. Das tat unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch - schließlich waren wir per regen sms-Austausches und gelegentlichen Telefonierens trotzdem irgendwie beständig zusammen.


Dann allerdings leuchtete plötzlich die Kontrollleuchte für den Ölstand auf – und das noch weit vor Erreichen der polnischen Grenze. Nach erstem Schrecken und nachfolgend eingehender Beratung beschloss man, dass dies eher ein Vorteil sei, da man wenigstens nicht erst lernen müsse, was „Öl für Dieselfahrzeuge“ auf polnisch heißt.












Also ab auf die nächste Tankstelle, dort den tatsächlichen Ölstand prüfen und dann den Verleiher anrufen, um ihn über den Missstand zu informieren und ihn nach der für dieses Fahrzeug benötigten Ölsorte zu fragen. Der Verleiher gab sich sehr verwundert und meinte, er habe den Ölstand vor Ausgabe des Wagens geprüft, es sei genug Öl vorhanden gewesen. Das hätte uns bereits zu denken geben können ... Aber noch waren wir der Überzeugung, etwas anderes hätte er ja sicher auch nicht zugeben wollen - und wir hätten alles bravourös gemeistert und könnten die Fahrt nach Einfüllen des Öls störungsfrei fortsetzen.

Ach ja, der Verleiher wies noch darauf hin, dass es sehr schwierig und nur unter Einhaltung gewisser Tricks möglich sei, die Motorhaube zu öffnen und zu schließen. Danke für die Information, das hatte Carola bereits festgestellt, als sie den Ölstand prüfen wollte. (Ergebnis: Motorhaube überwunden, Ölstand äußerst erschreckend, nämlich so gut wie gar nichts mehr vorhanden.)


Info an die anderen Fahrer/innen und weiter ging´s! Bis nach ca. 230 bezwungenen Kilometern (und inzwischen in Polen) erneut das Öllämpchen leuchtete. Ungläubiges Staunen, erneute ausgiebige Beratung mit dem Zwischenergebnis, noch etwas weiterzufahren (denn: das kann doch nicht sein!!!) und dem Endergebnis, lieber doch die nächste Tankstelle anzusteuern. Gesagt, getan. Carola, inzwischen vertraut mit der sperrigen Motorhaube, prüft den Ölstand. Nur noch sehr wenig Öl vorhanden. Immerhin hatten wir noch die Hälfte des zuvor in Deutschland gekauften Ölvorrats übrig, die wir nun einfach nachkippen konnten. Hantieren mit Übersetzungs-Apps in polnischen Tankshops blieb uns also weiterhin erspart. Man muss immer das Positive sehen.


Nun misstrauisch geworden, haben wir für alle (Not-)Fälle einen kleinen Schluck Öl in der Flasche gelassen, den Rest eingefüllt (treffsicher, auch ohne Trichter!) und weiter ging´s, moralisch unterstützt von diversen Mitleids- und Mutmach-Nachrichten mehrerer Vereinsmitglieder, die über die vereinsinterne sms-Plattform bereits „live“ von unserem Missgeschick unterrichtet worden waren.


Inzwischen waren wir durch das langsame Fahrtempo und vor allem durch die zusätzlichen Stopps so weit von den anderen beiden Fahrzeugen entfernt, dass die Pausen doch nicht, wie ursprünglich geplant, gemeinsam verbracht werden konnten. Katharina, Hubert und Frank hätten viel zu lange warten müssen, ebenso dann auch Dima und die anderen Helfer im Lager in Warschau. Wir beschlossen also per Telefon-Konferenz, dass die ersten beiden Transporter bis zum Lager durchfahren und dort bereits entladen werden sollten, bis der dritte Transporter dann endlich auch ankäme.


Gute Idee, denn bereits kurze Zeit später leuchtete das Öllämpchen...!

Herzhaftes, lautes Aufstöhnen im Team Bergedorf. Übliches Spiel: Rausfahren an der nächsten Tankstelle, Kampf mit der Motorhaube, Ölstand prüfen. ÜBERRASCHUNG! Der Ölstab zeigte auch nach zweimaligem Überprüfen an, dass der Öltank noch über die Hälfte gefüllt sein musste!


Die bereits gewohnte, routiniert durchgeführte, eingehende Beratung von Lui und Carola kam schnell zu dem Ergebnis, dass weitergefahren wird, ohne Öl zu kaufen, dass aber nach spätestens 200 Kilometern erneut geprüft werden müsse.


Neu dazu gelernt hatten wir, dass das Auto nicht nur Unmengen an Öl verbrauchte bzw. verlor, sondern dass zusätzlich die das Öllämpchen bedienende Elektrik defekt sein musste. (Nicht überaus überraschend, da auch die Beleuchtungsanzeige einen Wackelkontakt hatte, aber eine zusätzliche Herausforderung, da man ja nun nicht mehr wusste, wann die Ölwarnung nur ein „Fake“ und wann sie ernst zu nehmen war!)


Zwischenzeitlich vermeldete Frank, dass er an der nächsten Tankstelle rausfahren müsse, da sein Fahrzeug Öl benötige... Katharina hielt das für einen ziemlich gelungenen Scherz - aber tatsächlich entwickelte auch Franks Sprinter Öldurst, wenn auch glücklicherweise nur dieses eine Mal.


Derweil ergab der nächste Prüf-Stopp von Team Bergedorf, dass deutlich weniger, aber noch nicht zu wenig Öl vorhanden war, also weiter bis zum Lager. Dort traf das Team nach ca. 12stündiger Fahrt unter großem Jubel der dort Wartenden endlich ein, hurra! Ebenso wie zuvor Katharina, Hubert und Frank, wurden nun auch Lui und Carola sehr warmherzig von Dima und unseren anderen Kontaktpersonen empfangen.



Die beiden anderen Wagen waren längst entladen, nun wurde auch der dritte Transporter aus- und teilweise wieder eingepackt. Denn neben den Waren für „unseren“ Dima sowie denen für einen weiteren Dima, der eine Schule für behinderte Kinder leitet, waren andere Teile des Transports für Robert gedacht und mussten entsprechend noch in einem anderen Lager auf dem Gelände der Global Expo abgegeben werden.



Robert initiiert das Projekt, in der Ukraine zwei große Schulstandorte aufzubauen sowie mobile Schulbusse auszustatten und einzusetzen, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die aufgrund von Corona und Krieg seit Jahren keine Schulbildung mehr erhalten konnten. Neben der Eröffnung von Unterrichtsangeboten sollen die Standorte auch dazu dienen, den Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Traumata zu helfen. Daher werden insbesondere Utensilien aus den Bereichen Sport, Kunst und Musik benötigt, aber auch Schulmöblierung und sonstiges Schulinventar wie Tafeln u.v.m.



Entsprechend groß war die Freude bei unseren Partnern, die uns ebenso herzlich wie zuvor die andere Gruppe empfingen, als sie Dutzende von Schultischen, noch mehr Schulstühle, 40 neue Schulranzen und diverses weiteres Schulmaterial entladen durften. (An dieser Stelle gebührt auch unserem Vereinsmitglied Monika ein Dank, die die Schulmöbel bei einer schließenden Hamburger Grundschule akquiriert hatte.)


Nach vielen Gesprächen und langer Verabschiedung in der zweiten Entladestelle fuhren wir (endlich alle auf „Sichtweite“!) zufrieden, aber doch leicht erschöpft zum Einchecken ins Hotel. (Reines Glück, dass wir dieses unfallfrei erreichten. Denn zu guter Letzt kam uns in einer kurvigen Einbahnstraße mit hohem Tempo ein Geisterfahrer entgegen! Hubert, der unsere Kolonne gerade anführte, fuhr Gott sei Dank sowieso ziemlich weit rechts und konnte rechtzeitig noch weiter nach rechts ausweichen. Den anderen beiden Fahrzeugen gelang dies ebenfalls. Aber wir alle waren ziemlich perplex!) Nach sehr kurzer Erfrischung im Hotel erfolgte sofort der Fußmarsch ins benachbarte Einkaufszentrum, denn mittlerweile war es 21.30 Uhr und um 22.00 Uhr schließt dort sämtliche Gastronomie! Es gelang uns aber noch, ein spätes Abendessen und abschließend bei entspanntem Klönschnack den wohlverdienten Absacker einzunehmen.


Frank machte sich am nächsten Morgen sehr früh auf den Rückweg, wir anderen Vier frühstückten noch gemütlich und ausgiebig im Hotel und traten erst dann die gemeinsame Rückfahrt an.


Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Sprinter von Lui und Carola ungefähr genauso viel Öl fraß wie auf dem Hinweg; es mussten fast ebenso viele Stopps eingelegt und erneut eine Flasche Öl gekauft werden. Diesmal blieb der Bus von Cafée mit Herz, sprich das Team Katharina & Hubert, aber stets treu an der Seite von Team Bergedorf und ließ es sich nicht nehmen, immer mit auf die Tankstellen zu fahren. Carola ist mittlerweile im Verein halboffiziell zur „Ölbeauftragen“ ernannt worden. Lui musste darunter leiden, dass Carola (entsprechend aberwitzig und übermütig geworden) zusätzlich zu den „echten“ Öl-Ausfällen einen weiteren erfand und kurz nach einem Einfüll-Stopp glaubhaft versicherte, das Öllämpchen würde schon wieder erneut leuchten. Und das nur, weil sie den Aufschrei und den entsetzten Gesichtsausdruck noch einmal genießen wollte... Zu Recht legte Lui beim anderen Team per sms Beschwerde über ihre Mitfahrerin ein. ;-)


Es lässt sich nicht übersehen: Wir hatten trotz und/oder auch wegen der vielen Widrigkeiten wirklich sehr, sehr viel Spaß bei dieser Tour - was haben wir gemeinsam schallend gelacht!


Aufgrund der erzwungenen Stopps, einer freiwillig länger ausgedehnten Pause und eines unfreiwilligen, noch viel längeren Verweilens in einem Stau, hat auch die Rückfahrt sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Es war schon lange dunkel, bevor die Stadtgrenze von Hamburg erreicht wurde. Dann hatten beide Teams noch die Autos wegzubringen. Der Leih-Sprinter musste beim Verleiher in Hummelsbüttel abgegeben werden. (Dieser hat die Kosten für das Öl sofort klaglos übernommen, nachdem er mit der Taschenlampe unter den Motor gekrochen war...) Der Bus musste, wie immer, wieder beim Cafée mit Herz in St. Pauli abgestellt werden.


Hubert hat dies alleine übernommen und ist mit dem Fahrrad durchs nächtliche Hamburg von St. Pauli nach Meiendorf zurückgeradelt. Lui und Carola haben nach erfolgter Abgabe des Sprinters nochmals gut 40 Minuten auf den Straßen Hamburgs zugebracht, bis die Bergedorfer Heimat endlich erreicht war. Zwischen 22.30 und 23.00 Uhr konnte die 72. Tour schließlich für erfolgreich beendet erklärt werden.


Noch auf der Rückfahrt wurden Pläne geschmiedet und Termine ausgetauscht, wann denn die nächste Tour in gleicher Belegschaft absolviert werden könnte ... Wir sind hochmotiviert, uns alsbald wieder gemeinsam auf die Fahrt zu begeben! Sowohl die glücklichen Gesichter und die berührende Dankbarkeit unserer ukrainischen wie polnischen Partner/innen als auch die wirklich beglückende Teamarbeit - von zusammenschweißender Problembewältigung bis zum höchsten Spaßfaktor durch geteilten (Galgen-)Humor - sind beste Gründe für eine baldige Wiederholung!


Comments


© 2024 Nicht schnacken - Machen! e.V.

bottom of page