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Unser Laster für Charkiw

Seit dem 4. März haben wir wöchentlich Spenden nach Warschau gefahren, die von dort nach Kiew und Charkiw weitertransportiert wurden. Leider hat Charkiw seit dem Herbst keine Möglichkeit mehr, die Sachen aus Warschau abzuholen und wurde dadurch von der Hilfe abgeschnitten. Aus diesem Grund hat der Verein schon am 24. Oktober elf Paletten (!) Spenden – insbesondere Nahrung – auf einen LKW geladen, der von Hamburg direkt nach Charkiw ging. Am 30. Oktober kam er dort an. Das Gute an dieser Aktion: Der LKW und die komplette administrative Abwicklung hat eine Organisation (Netzwerk ziviler Krisenstab) übernommen, die auf ukrainische LKW zurückgreifen kann, die sonst leer zurückfahren müssten. Somit hat der Verein für den Transport keine Kosten und keinen Verwaltungsaufwand.


Durch diese Erfahrung motiviert (und durch die akute Not in Charkiw angetrieben), wollten wir nun eine noch größere Ladung auf den Weg bringen. Der Plan für die uns zugeteilten 25 Stellplätze:

  • Der LKW fährt die Firma Brüggen in Lübeck an und lädt dort 9,5 to Haferflocken und Müsli (Spenden und gekaufte Ware),

  • danach geht es zu Erasco in Lübeck, wo 6,5 to Konserven auf uns warten (Spenden und gekaufte Ware),

  • dritter Stopp ist in Hamburg auf dem Gelände der Metro Rahlstedt, wo das Team von NsM! wartet und oben auf die Paletten weitere Kartons mit „leichter Ware“ wie Kleidung, medizinischen Utensilien, einen Stromgenerator, Gaskocher und -kartuschen packt und

  • danach fährt der LKW nach Stadtoldendorf, um die letzten 8 Stellplätze durch eine andere Organisation zu füllen.

Da es dann sehr chaotisch planungsintensiv wurde, hier der Versuch, die Abläufe für die Nachwelt zeitlich zu ordnen …



21.01.2023:


Anfrage von Tobias (Kontaktperson zum LKW-Beschaffer), ob wir am 23.01. beladen können. Antwort von uns: von Samstag auf Montag ist zu kurzfristig!

23.01.2023:


Tobias: schafft ihr das bis Mittwoch (25.01.)? Antwort von uns: müssen wir mit Brüggen und Erasco abstimmen. Die Kontaktpersonen dort waren nicht mehr zu erreichen. ☹

24.01.2023:


Beide Firmen sagen zu und bereiten sich vor.

Die Mitglieder und Helfer des Vereins werden aktiviert, weil am Mittwoch die Kartons aus unseren verschiedenen Lagern zur Metro gebracht werden müssen. NsM! verabredet sich zu 18:00 Uhr, um die neuesten Spenden zu sichten und zu verpacken.

15:49 Uhr: Info, dass der LKW nicht warten wollte und schon losgefahren ist. Anfrage an uns: neuer Termin am 31.01. oder 01.02.?

Die Info geht an Erasco und Brüggen, die die Ware z. T. ins Hochregallager zurückbringen lassen.


17:03 Uhr: neue Anfrage: Transport am Donnerstag (26.01.) mit einem anderen LKW?

25.01.2023:


Anfrage bei Brüggen und Erasco: beide bestätigen gegen Mittag, dass Donnerstag passt

13:34 Uhr: Brüggen hat weitere Ladung für uns, wir aber keine Stellplätze mehr. Lösung: Brüggen packt die Paletten händisch zusammen und „verdichtet“

15:01 Uhr: Info, dass LKW 2 kaputt ist und nicht kommen kann

16:11 Uhr: LKW 3 könnte kommen, doch fährt der erst nach Stadtoldendorf, weil er gerade dort in der Nähe ist. Er ist dann erst gegen Mittag in Lübeck.

Daraufhin werden die Firmen informiert und die Packaktion in HH auf den Nachmittag gelegt (was aber nicht bei allen möglich ist)

26.01.2023:


Per WhatsApp haben wir Kontakt zum Fahrer Serhii, der nur russisch spricht. (WhatsApp übersetzt sofort 👍, jede weitere persönliche Kommunikation per Translater). Er schreibt, dass er nur 20 to zuladen darf und sagt, dass die Frachtpapiere vorbereitet sein müssen. Beides überrascht uns.


10:40 Uhr: Telefonat mit einem Wlad (wird eine Abkürzung für Wladimir o. ä. sein), der bestätigt, dass er sich um die Papiere kümmert.


12:40 Uhr: Beladung bei Brüggen, der Auflieger wird komplett und der Anhänger zur Hälfte gefüllt.


15:00 Uhr: Erasco belädt auch und packt so viel wie möglich rein. Alle in Hamburg freuen sich, dass für die gesammelte Ware auf dem Metroparkplatz über den Paletten noch viel Platz ist. Wir bekommen nicht alles mit und beladen auch den Kleintransporter.


16:45 Uhr: der LKW ist knapp überladen und der Chef von Serhii will ihn nur mit kompletten Papieren fahren lassen. Serhii und ich telefonieren beide mit „Wlad“ und bekommen unterschiedliche Aussagen … bis wir merken, dass wir mit unterschiedlichen Personen sprechen. 🙄

Serhii weigert sich, wegen des bereits ausgeschöpften Gewichts noch in Hamburg zuzuladen und dort wird alles wieder eingepackt und in die Lager gebracht. Der Jubel hält sich in engen Grenzen. Es folgen viele Telefonate und eine (seeehr kalte) Wartezeit auf dem Hof von Erasco.


19:20 Uhr: weil der LKW nicht bei Erasco übernachten darf und Serhii aus Angst vor Kontrollen ohne Papiere nicht einmal 2,5 km bis zu einem Parkplatz fahren will, rufe ich bei der Polizei an und bitte um Hilfe. Serhii macht keinen glücklichen Eindruck beim Eintreffen der Beamten.

Nach der Schilderung des Problems eskortiert der Peterwagen den LKW zu einem Parkplatz (z.T. mit Blaulicht). Serhii war total begeistert („Policia sssuper! Sssssuper Policia! Spasibo!“), denn in seiner Heimat hat die Polizei eine deutlich andere Rolle.





27.01.2023:


Die Papiere sind angekommen und werden farbig ausgedruckt zu Serhii nach Lübeck gefahren.

Beim letzten Gespräch bemerkt Serhii traurig, dass die Ukraine Belarus immer als befreundeten Staat angesehen hat.


Nun, da man die Hilfe braucht, kommt sie aus Europa und nicht von den alten „Bruderstaaten“. Die Häufigkeit des Wortes „Spasibo“ war kaum zählbar. 😥


Gegen 21:00 Uhr (lange Pause wegen der Lenkzeiten) konnte der Truck mit über 20 to Hilfsgütern auf den Weg nach Charkiw gehen.


Abschließend möchten wir einen aufrichtigen Dank sagen an …

  • Frau Susanne K. von Brüggen, die trotz des Chaos' nie Ärger durchblicken ließ und alles getan hat, um die Ladung so groß wie möglich zu machen

  • Frau Kim W. von Erasco, die ebenfalls sehr abgeklärt und professionell geholfen hat, sowie Bastian S., der uns beim Beladen und später bei kleinen Problemen unkompliziert weitergeholfen hat

  • Die Organisatoren des Transports wie Tobias, Alexander und Wlad

  • Die vielen kleinen Helfer (Lageristen, Pförtner, Polizisten, …) die immer wieder spontan unterstützt haben.

  • Die vielen Spender, die diesen Kraftakt überhaupt möglich gemacht haben

  • Und ganz besonders: den Fahrer Serhii, der alles mit stoischer Ruhe ertragen hat und trotz der unterschiedlichen Meinungen und der Schwierigkeiten der Kommunikation (alles per Translater!) kooperativ und ruhig geblieben ist!









Auch wenn es eigentlich „zum Abgewöhnen“ war, werden wir im Februar eine weitere Ladung auf den Weg schicken, denn die Menschen in Charkiw brauchen dringend die Hilfe, denn …


Aufgeben ist keine Option!

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